Gelenkserhalt oder Gelenksersatz?
Möglichkeiten der Arthroskopie
Trotz verbesserter Techniken in der Endoprothetik,soll das „Künstliche Gelenk“ erst nach Ausschöpfung aller gelenkserhaltenden Möglichkeiten implantiert werden. Es gibt ja schließlich nach künstlichem Gelenksersatz keinen Weg zurück zum eigenen Gelenk.
Andererseits ist Patienten mit fortgeschrittener Gelenkszerstörung schwer ein Verzicht auf diese Option beizubringen, wenn doch moderne Techniken des Gelenksersatzes ausgezeichnete funktionelle Ergebnisse nach Operation ermöglichen, jedoch nicht garantieren.
Was bedeutet nun „Gelenkserhaltende Therapie“?
Welche chirurgischen und konservativen Möglichkeiten stehen zur Verfügung?
Welchen Patienten ist ein Gelenksersatz zu empfehlen?
Wie die Bezeichnung schon sagt soll das eigene Gelenk erhalten bleiben. Da Knorpel selbst kaum regenerationsfähig ist bestimmt auch das Ausmaß der Knorpelzerstörung die möglichen Therapieformen.
Bei geringer bis mäßiger Knorpelzerstörung kann durch Verbesserung der biomechanischen Belastung und knorpelchirurgischen Maßnahmen geholfen werden.
Verbesserung der Belastungssituation eines Gelenks
Das ist einerseits durch Verbesserung der Gelenksstabilität andererseits durch Korrektur der Beinachse möglich.
Die einfachste Methode dazu wäre natürlich die Gewichtsreduktion.
Wenn die Beinachse, Beinlänge und Drehung nicht stimmen, können diese korrigiert werden.
Computerunterstützt ist dies gradgenau möglich.
Jedoch muß dazu der Knochen durchtrennt werden und auch wieder in korrigierter Stellung zusammenwachsen. Die Zeitspanne dazwischen dauert Wochen und ist für den Patienten mit vielen Einschränkungen verbunden.
Im Idealfall kann so die Arthroseentstehung und damit eine Gelenksersatzoperation völlig verhindert werden.
In der Praxis (je nach Vorschädigung) bedeutet dies Aufschub des Gelensksersatzes um ca.5- 10 Jahre.
Gelenksstabilität
Sind die Bänder oder die Menisci des Kniegelenks gerissen,ist das Gelenk nicht mehr stabil.Mehr Scherkraftwirkung bedeutet höheren Knorpelverschleiß.
Meniskuserhalt durch Meniskusnaht soll der Entfernung von Meniskusteilen vorgezogen werden ,ist aber nicht immer möglich. Der Versuch einen Meniskus durch Naht zu erhalten bedeutet für den Patienten längeren Krankenstand und endet manchmal doch in der Teilentfernung, da eine Heilung nicht immer erfolgt.
Jede Meniskus(teil)entfernung stört die Gelenksmechanik und führt zu frühzeitigem Verschleiß.Meniskusnaht ist am aussichtsreichtsten wenn gleichzeitig gerissene Kreuzbänder rekonstruiert werden.
Die vordere Kreunzbandrekonstruktion am Kniegelenk stabilisiert das Gelenk und schützt dadurch ebenfalls den Knorpel vor zerstörenden Scherkräften. Nicht jedes gerissene Kreuzband muß chirurgisch versorgt werden.Treten Instabilitätsprobleme und Meniskusschäden auf sollte mit der Bandrekonstruktion nicht länger zugewartet werden. Diese wird arthroskopisch in einem kurzen stationären Aufenthalt durchgeführt.
Knorpelchirurgie
Auch Knieschmerzen bei bereits mäßig ausgeprägten Knorpelschäden lassen sich dadurch oft deutlich verbessern.
Der Erfolg knorpelchirurgischer Eingriffe hängt einerseits von der Ausdehnung der Knorpelzerstörung ,andererseits von den biomechanischen Voraussetzungen ab. Korrekte Beinachse und bandstabiles Gelenk stellen die Vorraussetzung für dar. Hyaliner Gelenksknorpel ist kaum regenerationfähig. Kleinere Defekte können durch Faserknorpel aufgefüllt werden im Sinne einer Defektheilung. Chirurgisch kann diese durch das Verfahren der Mikrofrakturierung stimuliert werden. Dabei wird der unter dem Defekt liegende Knochen mittels spezieller Instrumente punktförmig durchstoßen. Gewebsbildung wird so angeregt.
Die bisher einzige Möglichkeit wieder echten hyalinen Knorpel in einen Defekt zu bringen besteht in der Knorpeltransplantation. Bei der Technik der Mosaikplastik werden Knorpel- und Knochenzylinder aus weniger belasteten Regionen ausgestanzt und in den Defekt eingesetzt. Damit lassen sich bis zu einige Quadratzentimeter große Flächen wiederherstellen.Dieser Eingriff ist relativ anspruchsvoll, ergibt aber bei richtiger Indikation sehr gute Ergebnisse.
Für etwa dieselben Defektgrößen ist auch die Technik der Knorpelzellzucht geeignet.Knorpelgewebe wird operativ aus dem Gelenk entnommen,gezüchtet und in einem weitern Eingriff wieder in den Defekt implantiert. Auch wenn dieses Verfahren wahrscheinlich Zukunft haben wird,bestehen derzeit einige schwerwiegende Nachteile. Zwei Eingriffe sind erforderlich und der entstehende knorpel ist kein echter hyaliner Knorpel. Nebenbei ist der Preis der Knorpelzellzucht relativ hoch.vor.Vorteil ist die relativ simple chirurgische Technik.
Zu hoffen ist,dass durch verbesserte dreidimensionale Gewebszucht echter hyaliner Knorpel gewinnbar wird.
Lebensstil
Gelenkserhaltende Therapie beginnt natürlich, wie bereits erwähnt beim Gewicht, dem muskulären Trainingszustand und der Ernährung. Besonders die Übersäuerung mit erhöhtem Harnsäurespiegel beeinträchtigt die Knorpelernährung und Belastbarkeit. Die einfachste Prophylaxe kann der Patient mit vernünftiger Ernährung und Bewegung selbst steuern.